„Gut informierte Arzt-Patienten-Kommunikation“ bei Rückenschmerz (GAP-Studie)

Trotz ihrer mehrheitlich guten Prognose nehmen Rückenschmerzen bei Krankheitskosten und Arbeitsunfähigkeitszeiten einen vorderen Platz in Deutschland ein und haben eine hohe sozialmedizinische sowie gesundheitsökonomische Bedeutung. Bei Diagnose und Therapie herrschen Unterschiede zwischen Leitlinienvorgaben und allgemeiner Versorgungsrealität. In Deutschland fehlen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten wie Patientinnen und Patienten verständliche und niedrigschwellige Informationsquellen als Basis für eine gemeinsame Entscheidungsfindung. Patientinnen und Patienten suchen häufig ergänzend zum Arztgespräch Informationen im Internet. Dabei fehlen ihnen mitunter fundierte Bewertungshilfen.

Die GAP-Studie stellt Hausärztinnen und Hausärzten und Rückenschmerzpatientinnen und -patienten das leicht navigierbare und gut verständliche Internetportal „tala-med“ zur Verfügung. Die Qualität von Konsultationen unter Nutzung des Portals gegenüber Routinekonsultationen wird mittels prospektiven, multizentrischen, cluster-randomisierten Parallelgruppen-Designs geprüft. Evaluiert werden Wirkungen auf Patienteninformiertheit und die Arzt-Patienten-Kommunikation, Arbeitsunfähigkeitstage und rückenschmerzbezogene Inanspruchnahme des Gesundheitsversorgungssystems.

Durch die Auswahl evidenzbasierter Rückenschmerzinformationen und deren nutzerfreundliche Aufbereitung soll GAP dazu beitragen, die Arzt-Patienten-Kommunikation zu optimieren. Ärztinnen und Ärzte sollen schnell Informationen finden, die gleichermaßen wissenschaftlich fundiert sowie den Patientinnen und Patienten prägnant und verständlich zu vermitteln sind. Gut informierte Patientinnen und Patienten sind besser imstande, an Behandlungsentscheidung und Therapie mitzuwirken. Zudem wird eine Verbesserung der Versorgungsqualität bei Rückenschmerz erwartet. Bei positiven Evaluationsergebnissen soll das Rückenschmerzportal allen Hausarztpraxen und Patienten zugänglich gemacht werden. Des Weiteren soll die Übertragbarkeit auf weitere Indikationen und das im Aktionsplan Gesundheitskompetenz vorgeschlagene Bürgerportal überprüft werden.

Die GAP-Studie hat Ihre Rekrutierung am 30.09.2020 beendet und befindet sich zurzeit im Datenauswertungsprozess. Das in der Studie entwickelte Rückenschmerz GAP-Portal tala-med.de und die dazugehörige GAP-Suchmaschine für evidenz-basierte Gesundheitsinformationen stehen allen Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten zur kostenlosen und anonymen Benutzung zur Verfügung. Das „talamed-Rückenschmerzportal“ und die „GAP-Suchmaschine“ bieten verständliche, aktuelle und evidenzbasierte Informationen für die ärztliche Konsultation. Die Informationen basieren auf der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ sowie auf systematischen Übersichtsarbeiten zur Aktualisierung der Evidenzbasis.

Bei der GAP-Studie kooperiert das Allgemeinmedizinische Institut des Universitätsklinikums Erlangen mit Cochrane Deutschland, verschiedenen Institutionen des Universitätsklinikums Freiburg, dem Institut für Journalistik der TU Dortmund, dem BKK Landesverband Bayern und dem Bayerischen Hausärzteverband e.V. (BHÄV) in einem von Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Konsortialprojekts. Die Laufzeit des Projekts beträgt 3 Jahre, beginnend vom 01.10.2017.

Projektleitung: Dr. Piet van der Keylen, M.Sc.  
Projektassistenz: Kathrin Schnitzius, B.Sc. 

  • Voigt-Radloff S, Schöpf AC, Boeker M et al (2019) Well informed physician patient communication in consultations on back pain – study protocol of the cluster randomized GAP trial. BMC Fam Pract 20:33. https://doi.org/10.1186/s12875-019-0925-8
  • van der Keylen P, Maun A, Hoyer S et al (2019)  “Mind the gap“ – Verzahnung von Wissenschaft und hausärztlicher Praxis Z Allg Med 95(4): 179–84.