10 Jahre Allgemeinmedizinisches Institut

26 I Uniklinikum Erlangen PRO PRICARE – Regionales Netzwerk PReventing Overdiagnosis in PRImary CARE Im Jahr 1961 wurde im New England Journal of Medicine eine Studie mit dem Titel „The ecology of medical care“ veröffentlicht. Im Jahr 2001 wurde sie mit nahezu demselben Ergebnis wiederholt. In beiden Studien wurden Menschen gefragt: „Haben Sie gerade irgendwelche Beschwerden?“ Von 1.000 Befragten antworteten 800 mit „ja“. Die nächste Frage lautete: „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, deshalb den Arzt aufzusuchen?“ Jetzt antworteten nur noch 327 mit „ja“. Dann hat man aus anhand anderer Datenquellen versucht nachzuvollziehen, was weiter geschah. Nur 217 Patientinnen und Patienten gingen zur Ärztin bzw. zum Arzt, oft zunächst zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt, nur acht wurden hospitalisiert und eine kam in ein akademisches Lehrkrankenhaus. An dieser einen Person werden die Studierenden ausgebildet, dort werden die Lehrbücher geschrieben und von dort gehen alle Fortbildungen und Forschung aus. In den letzten Jahrzehnten ließ sich beobachten, wie sich der spezialistische Bereich immer weiter in den hausärztlichen Bereich verbreitete (Überversorgung) und die Medizin sich insgesamt immer weiter in Bereiche drängte, die bis vor Kurzem gar nicht ihre Aufgabe waren (Medikalisierung). Das PRO PRICARE Logo Mit PRO PRICARE wollten wir dazu beitragen, die Ursachen und Treiber von Überversorgung und Medikalisierung zu erforschen und Methoden zu entwickeln, diesen Trend dort umzukehren, wo er den Menschen nicht nur nicht nutzt, sondern unter Umständen sogar schadet. Der grüne Bereich des Logos markiert das hausärztliche Arbeitsgebiet. Der Pfeil steht für den Rückzug der Medizin aus Bereichen, in denen sie sogar schaden kann, und die Korrektur einer Überversorgung im hausärztlichen Arbeitsgebiet. Ohne Frage geht es uns aber nicht nur um einen Rückbau unnützer oder schädlicher Strukturen, sondern gleichzeitig immer auch um eine bessere Verzahnung von hausärztlicher und fachspezialistischer Versorgung. Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Kühlein, Dr. Susann Hueber Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Laufzeit: 2017 – 2020 Den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen erfordert einen effizienten Umgang mit den Ressourcen unseres Gesundheitswesens. Versorgungselemente, die keinen oder nur einen geringen Nutzen für Patientinnen und Patienten haben, werden als Überversorgung bezeichnet. Überversorgung gilt es zu reduzieren, am besten zu verhindern. Den Hausärztinnen und Hausärzten als Generalistinnen und Generalisten und ersten Ansprechpersonen bei Gesundheitsfragen kommt dabei eine zentrale Rolle zu. PRO PRICARE war ein regionales Kooperationsnetzwerk und wurde getragen vom Allgemeinmedizinischen Institut. Schwerpunkt des Vorhabens war die Identifikation und Verhinderung von Überversorgung im ambulanten Sektor. Projektpartner: • Center for Clinical Studies • Institut für Biomedizin des Alterns • Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung • Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie • Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement mit Professur für Gesundheitsökonomie • Interdisziplinäres Zentrum für Public Health • Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie (IMBE)

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw