10 Jahre Allgemeinmedizinisches Institut

10 Jahre Allgemeinmedizinisches Institut des Uniklinikums Erlangen Leiter: Prof. Dr. med. Thomas Kühlein

IMPRESSUM Herausgeber Allgemeinmedizinisches Institut – Uniklinikum Erlangen Redaktion Prof. Dr. Thomas Kühlein I Kathrina Wielers I Dr. Susann Hueber I Dr. Stefanie Ott I Dr. Maria Sebastiao I Barbara Daubner Grafik Kathrina Wielers I Barbara Daubner Fotos Uniklinikum Erlangen I Barbara Daubner I Prof. Dr. Marco Roos I pixabay I Laura Rink I Kathrina Wielers I Bettina Engel I Johannes Gorkotte I Prof. Dr. Marco Roos Stand August 2023 Rechte Alle Rechte an Texten, Abbildungen und Illustrationen bleiben vorbehalten. Kopien und Nachdrucke (auch auszugsweise) sind – außer zur rein privaten Verwendung – nur nach ausdrucklicher schriftlicher Erlaubnis durch den Herausgeber gestattet.

Uniklinikum Erlangen I 3 10 Jahre Allgemeinmedizinisches Institut des Uniklinikums Erlangen Festschrift 2023

Inhaltsverzeichnis 1 Grussworte ..................................................................................................................... 9 2 Forschungsprojekte ....................................................................................................... 21 Aufbau eines hausärztlichen Forrschungspraxennetzwerks (BayFoNet) ....................................................... 22 Intensiviertes Tertial Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) ................................................................ 24 Modellpraxis MVZ Eckental ..................................................................................................................... 25 PRO PRICARE: PReventing Overdiagnosis in PRImary CARE ........................................................................ 26 PRO PRICARE Projekt 1: ICE – Ideas, Concerns, and Expectations .............................................................. 29 PRO PRICARE Projekt 2: ACE – Unerwünschte Kaskadeneffekte ................................................................. 30 PRO PRICARE Projekt 3: Core Set ICF ...................................................................................................... 31 Koordinierungsbüro Gesundheit – eine regionale Anlauf- und Vermittlungsstelle .......................................... 32 GAP – Gut informierte Kommunikation zwischen Arzt und Patient ............................................................... 33 WirtMed – die Verordnung von Arzneimitteln ............................................................................................. 34 CoVaKo – Corona-Vakzin-Konsortium ........................................................................................................ 35 PRICOV-19 – Primary Care in times of COVID-19 ....................................................................................... 36 BaCoM – Bayerischer ambulanter COVID-19-Monitor ................................................................................. 37 ChroMo – Monitoring-Routinen bei Menschen mit chronischen Erkrankungen ............................................. 38 ACHERON – Analysis of Chances and Harms in Emergency Replacement of Organs ..................................... 39 AdaptNet – Anpassung der haus- und fachärztlichen Versorgung an den Klimawandel ................................. 40 LeiSE - Neuentwicklung der S3-Leitlinie „Schilddrüsenknoten bei Erwachsenen“ ......................................... 41

3 Lehre ........................................................................................................................... 43 Lehre in der Allgemeinmedizin ................................................................................................................. 44 Wahlpflichtfächer in der Allgemeinmedizin ................................................................................................ 46 BeLA – „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ ........................................................................................... 48 4 Unser Team .................................................................................................................. 51 5 MVZ Eckental ............................................................................................................... 63 6 Veranstaltungen ........................................................................................................... 69 Rückblick DEGAM-Kongress 2019 in Erlangen .......................................................................................... 70 Veranstaltungsgalerie 1. Tag der Allgemeinmedizin Erlangen 2015 ............................................................ 71 7 Abschlussarbeiten und Publikationen ............................................................................. 73 Promotionen .......................................................................................................................................... 74 Masterarbeiten ...................................................................................................................................... 75 Publikationen ......................................................................................................................................... 76 8 Kooperationspartner und Sponsoren .............................................................................. 83

6 I Uniklinikum Erlangen Zehn Jahre Allgemeinmedizinisches Institut am Uniklinikum Erlangen – ein guter Grund zum Feiern! der 1. Oktober 2013 war ein Dienstag. Ich meine mich zu erinnern, dass es ein grauer kühler Tag in Erlangen war. Marco Roos, der mit mir aus Heidelberg nach Erlangen gekommen war, und ich trafen uns in den zunächst provisorischen Räumen des Instituts in der Krankenhausstraße 12, den vormaligen Chefarzträumen der Nephrologie – einem riesigen und zwei kleineren leer wirkenden Zimmern. Das war der Anfang. Zwei hoch motivierte Leute, mit einer großen, spannenden und für sie neuen Aufgabe vor sich. Die erste Herausforderung war es, die Hauptvorlesung auszuarbeiten. Das war vertrautes Gelände. Als Nächstes fanden sich Stella Strobel für das Sekretariat und Frau Dr. Susann Hueber als Forschungskoordinatorin bei uns ein. Jetzt ging es darum, die ersten Drittmittel für Forschungsprojekte einzuwerben. Unsere ersten Projekte waren „Intensiviertes Praktisches Jahr“ und „Modellpraxis im MVZ Eckental: Bessere Arbeitsbedingungen für den hausärztlichen Nachwuchs“ über die Förderung innovativer medizinischer Versorgungskonzepte (IMV) des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheut und Pflege. Es ist eine Besonderheit unseres Instituts, dass wir außerhalb des Universitätscampus eine Praxis der Regelversorgung betreiben. Zusätzlich zur Patientenversorgung versteht sich das MVZ Eckental aber vor allem auch als Modell- und Lehrpraxis für den hausärztlichen Nachwuchs und die Zukunft der Allgemeinmedizin. Im Jahr 2014 zog das Institut in die neuen Räume in der Universitätsstraße 29 um. Unser erster großer Erfolg in der Forschung war das Forschungsnetzwerk „Preventing Overdiagnosis in Primary Care“ (PRO PRICARE), gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Über dieses Projekt hatte das Institut nicht nur sein Forschungsthema – die Überversorgung – gefunden, sondern es wuchs, professionalisierte sich zunehmend und konnte gute Kontakte und Kooperationen mit anderen Forschungsinstituten aufbauen. 2017 starteten wir unter der Leitung von Marco Roos, das Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern (KWAB). Ab 2020 wurde unser aller Leben durch die Coronapandemie bestimmt. Die hausärztlichen Praxen waren stark belastet und es wurde deutlich schwerer, für unsere Forschungsprojekte zu rekrutieren. Über Virus und Pandemie wussten wir zunächst nicht viel. Mit unseren Forschungsarbeiten und der Unterstützung durch unsere Praxen versuchten wir, Erkenntnisse zu gewinnen, die uns bei der Bewältigung der Pandemie helfen konnten. Langsam kehrt wieder Normalität zurück, wenngleich andere Krisen und Herausforderungen auf uns und auf die hausärztliche Versorgung warten. Unser Forschungsbereich steht heute gut und stabil da. National wie international existieren Forschungskooperationen. Gemeinsam mit den anderen bayerischen Lehrstühlen für Allgemeinmedizin und Hausarztpraxen bauen wir, unter der Leitung unserer wunderbaren Kollegin Ildikó Gágyor in Würzburg, das Bayerische Forschungsnetz (BayFoNet) auf und entwickeln es weiter. In der Lehre bieten wir neben der Hauptvorlesung neun Wahlpflichtfächer und zusätzlich Seminare für das Praktische Jahr an. Auch betreuen wir vorläufig die Lehre für Allgemeinmedizin am neuen Medizincampus Oberfranken in Bayreuth. Mit der „Besten Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) begeistern wir hausärztlichen Nachwuchs für den ländlichen Raum und halten neben dem jährlichen „Tag der Allgemeinmedizin“ eine große Zahl von Vorträgen und Fortbildungen. Marco Roos hat inzwischen den neuen Lehrstuhl Allgemeinmedizin in Augsburg übernommen. Er verantwortete die Lehre an unserem Lehrstuhl und leitet auch weiterhin das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern (KWAB). Er hat unschätzbares für den Lehrstuhl geleistet. Ihm gilt mein ganz besonderer Respekt und Dank dafür. Unser Lehrkoordinator Piet van der Keylen, der zahlreiche Lehrpreise der FAU erhielt, ist mittlerweile Professor für Medizin und Gesundheitswissenschaften an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Der Weggang beider hinterließ zunächst eine große Lücke. Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Freundinnen und Freunde des Allgemeinmedizinischen Instituts,

Uniklinikum Erlangen I 7 Für die Lehre kam passgenau Bettina Engel aus Oldenburg zu uns geschwebt (nomen est omen). Auch sie erhielt gleich den „Preis für gute Lehre in der Medizin“ Kathrina Wielers übernahm verantwortlich die Institutskoordination, Personalführung und Verwaltung. Zur Unterstützung von Susann Hueber, die hier Unschätzbares leistet, kam für die Forschungskoordination Mia Sebastiao dazu, auch sie eine große Bereicherung. Im Institut arbeiten aktuell 31 Menschen aus verschiedensten Fachgebieten in Forschung und Lehre, als Studienassistenz, in der Institutsverwaltung und als studentische Hilfskräfte. Unterstützung erhalten wir aber natürlich auch aus der Klinikumsverwaltung, IT-Betreuung, bis hin zu den Reinigungskräften. Aber in der Lehre und auch in so manchem Forschungsprojekt ginge nichts ohne unsere 352 Lehrärztinnen und Lehrärzte in 230 Lehrpraxen für die im Studium abzuleistenden Blockpraktika, Famulaturen und Tertiale im Praktischen Jahr. Die bislang zehnjährige Geschichte des Allgemeinmedizinischen Instituts am Uniklinikum Erlangen und des MVZ Eckental ist eine Erfolgsgeschichte. Sie wäre es nicht ohne den großartigen und oft selbstlosen Einsatz und Beitrag aller früheren und heutigen Mitarbeitenden. Ihnen allen gilt meine Hochachtung und mein tiefer Dank. Ohne sie alle wäre das Institut nicht so weit gekommen. Ich lade Sie, liebe Leserinnen und Leser, herzlich ein, in dieser Festschrift mehr über alles, was wir gemeinsam erreicht haben nachzulesen und sich mit uns über das Erreichte zu freuen. Ihr Prof. Dr. med. Thomas Kühlein Direktor des Allgemeinmedizinischen Instituts und Ärztlicher Direktor des MVZ Eckental

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GRUSSWORTE1

10 I Uniklinikum Erlangen I Grußwort Klaus Holetschek MdL Bayerischer Staatsmininster für Gesundheit und Pflege Sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir eine Ehre und Freude zugleich, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zum zehnjährigen Jubiläum ihres Lehrstuhls für Allgemeinmedizin zu gratulieren. Das vergangene Jahrzehnt des Instituts für Allgemeinmedizin an der FAU Erlangen-Nürnberg ist eine Erfolgsgeschichte. Ende 2013 wurde der erste ordentliche Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayern eingerichtet und mit Herrn Professor Kühlein besetzt. Andere Universitäten sind diesem Beispiel gefolgt. Mittlerweile gibt es an fast allen Medizinischen Fakultäten in Bayern einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. In den vergangenen zehn Jahren haben wir gemeinsam erfolgreiche Projekte wie das Ausbildungsprogramm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA)“ oder das Vorhaben „Betriebswirtschaft für Allgemeinmediziner – Chancen der Selbstständigkeit“ auf den Weg gebracht. Damit möchten wir jungen Nachwuchsmedizinerinnen und -medizinern den Hausarztberuf schmackhaft machen. Für den Versorgungsalltag der Patientinnen und Patienten ist die Allgemeinmedizin von zentraler Bedeutung. Die Hausärztin oder der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle bei Beschwerden; sie sind Lotsen und vertrauensvolle Ansprechpersonen in unterschiedlichsten Fragen der persönlichen Gesundheit – und das oft über Jahrzehnte. Unsere Hausärztinnen und Hausärzte sind das Rückgrat der ambulanten Versorgung im Freistaat. Ausreichend ärztlichen Nachwuchs zu finden, vor allem Hausärztinnen und Hausärzte in ländlichen Regionen, ist eine unserer größten Herausforderungen derzeit. Zumal schon heute jeder dritte Hausarzt 60 Jahre oder älter ist. Diese Tatsache muss auch in der ärztlichen Ausbildung Niederschlag finden. Ich zitiere aus dem Masterplan Medizinstudium 2020: „Die Allgemeinmedizin muss im Studium den Stellenwert erhalten, der ihr auch in der Versorgung zukommt. Studierende lernen hier die Aufgabe und Rahmenbedingungen der hausärztlichen Tätigkeit kennen.“ Daher ist vorgesehen, dass künftig alle Studentinnen und Studenten im Staatsexamen in Allgemeinmedizin geprüft werden. Ihr Institut rückt dieses Fach in der Ausbildung bereits stärker in den Fokus. Mit Ihrer Expertise in der Hochschuldidaktik tragen Sie zur Ausbildung unserer Hausärztinnen und Hausärzte von morgen bei! Ihnen, lieber Herr Professor Kühlein, sowie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche ich von ganzem Herzen weiterhin viel Freude an der Forschung und der Lehre. Ihr Klaus Holetschek MdL Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege Foto: Andi Frank

Uniklinikum Erlangen I 11 Grußwort Prof. Dr. Joachim Hornegger Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Liebe Leserinnen und Leser, Innovationen entstehen, wenn Leidenschaft auf Vielfalt trifft. Wir pflegen mit Leidenschaft unsere Vielfalt. Als Volluniversität haben wir ein sehr breites Spektrum an Fächern. Sie bieten unseren Mitarbeitenden viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Ihre Kooperationen über Fächer- und Fakultätsgrenzen hinweg machen uns so innovativ. Eine unsere Innovationen ist der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, den wir vor zehn Jahren an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eingerichtet haben. In den Anfängen war die Medizin eine Kunst. Sie entwickelte sich zu einer Wissenschaft, die sich immer stärker ausdifferenzierte. Auch an der Universität Erlangen. Die 1743 berufenen Mediziner waren Ärzte aus der Praxis. Sie versorgten auch die ortsansässige Bevölkerung, unser clinicum chirurgicum war das Krankenhaus der Stadt. So ist das noch heute. Das Uniklinikum versorgt inzwischen die ganze Metropolregion mit Spitzenmedizin. Wir haben eine der 100 besten Kliniken der Welt vor Ort! Unsere Universitätsmedizinerinnen und Universitätsmediziner gehören zu den besten Spezialistinnen und Spezialisten Deutschlands. Die hochgradige Spezialisierung und die mit ihr einhergehende Exzellenz hatten und haben ihren Preis: Die für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung so wichtigen Generalisten verloren immer mehr an Aufmerksamkeit. So griffen wir mit Freude den Vorschlag des damaligen Staatsministeriums für Wissenshaft, Forschung und Kunst auf, eine W3-Professur für Allgemeinmedizin einzurichten. Mit der Vertretung des Fachgebiets wurde die ärztliche Leitung des Bereichs Allgemeinmedizin im Medizinischen Versorgungszentrums Eckental des Uniklinikums Erlangen verbunden. Mit dem Kollegen Thomas Kühlein haben wir einen Generalisten gefunden, der die Allgemeinmedizin in der von uns gewünschten Art und Weise vertritt. Er und sein Team forschen und arbeiten nah am Menschen und direkt in der Praxis. Das Medizinische Versorgungszentrum Eckental wurde zu einer regionalen Anlaufstelle mit Modellcharakter. Angesichts der Entwicklung in weniger als zehn Jahren ist einem um die nächste Zukunft der Allgemeinmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg nicht bange. Ich wünsche dem Institut für Allgemeinmedizin, dem Kollegen Kühlein und seinem Team alles Gute für die Zukunft. Ad multos annos. Ihr Prof. Dr.-Ing. Joachim Hornegger Präsident der FAU

12 I Uniklinikum Erlangen Werte Leserinnen und Leser, mit großer Freude darf ich im Namen der ärztlichen Direktion und stellvertretend für das Uniklinikum Erlangen einen besonderen Glückwunsch aussprechen. Das Klinikum gratuliert dem Allgemeinmedizinischen Institut nicht nur zum zehnjährigen Bestehen, sondern auch zu den besonderen Leistungen, die seit der Gründung des Lehrstuhls im Jahr 2013 erbracht wurden. Der steigende medizinische Versorgungsbedarf im Rahmen des demografischen Wandels bei gleichzeitig knappen ärztlichen Ressourcen auf allen Ebenen stellt eine große Herausforderung für die Zukunft der Versorgung insbesondere im ländlichen Raum dar. Die erste Aufgabe des Lehrstuhls war es deshalb, die Studierenden davon zu überzeugen, dass die Allgemeinmedizin ein vollwertiges und interessantes Fachgebiet darstellt. Die Lehrpreise und Evaluationen der Lehrqualität der letzten Zeit bestätigen eindrucksvoll, dass diese Aufgabe mehr als gelöst werden konnte. Auch wissenschaftlich hat sich das Institut mit Lehrforschung und medizindidaktischen Fragestellungen beschäftigt. Der eigentliche Forschungsbereich des Instituts ist die Versorgungsforschung, insbesondere die Überversorgung, die ja auch von fast allen großen internationalen Fachjournalen kontinuierlich als wichtiges Thema adressiert wird. Verschiedene Forschungsarbeiten und Projekte des Allgemeinmedizinischen Instituts setzten hier an und konnten national wie international publiziert werden. In der uns alle belastenden Coronapandemie beteiligte sich das Institut in Kooperation mit anderen Abteilungen des Uniklinikums an der Beforschung insbesondere von Impfnebenwirkungen, aber auch mit anderen relevanten Fragestellungen im Rahmen des universitätsübergreifenden Projekts „Bayerischer ambulanter COVID-19-Monitor“ (BaCoM). Das Uniklinikum Erlangen ist stolz, dass ihr Lehrstuhl für Allgemeinmedizin mit dem MVZ Eckental als einziger Lehrstuhl Deutschlands eine erfolgreiche eigene Praxis der Regelversorgung außerhalb des Universitätscampus betreibt. Bereits früh nach der Gründung des Instituts konnten hier Forschungsgelder des Landes Bayern für das Projekt „Modellpraxis MVZ Eckental“ eingeworben werden, um den Ausbau des MVZ nicht nur zu einer Lehr-, sondern eben auch einer Modellpraxis der Zukunft voranzubringen. Die Vernetzung mit anderen allgemeinmedizinischen Instituten in Bayern über das Bayerische Forschungsnetz (BayFoNet) und über Bayern hinaus, gemeinsame bayerische Lehr- und Nachwuchsförderungsprojekte wie „Beste Landpartie“ (BeLa) und die lange Zeit federführende Beteiligung am Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern sind eindrucksvolle Landmarken der Entwicklung des Instituts und der Sicherung des hausärztlichen Nachwuchses. Es ist Herrn Prof. Kühlein mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelungen, die hausärztliche Forschung, Lehre und Praxis in Erlangen zu einer etablierten Konstante zu entwickeln. Im Namen des gesamten Uniklinikums Erlangen bedanke ich mich für den Einsatz der letzten zehn Jahre und wünsche dem Allgemeinmedizinischen Institut und dem MVZ Eckental auch in Zukunft diese wohlverdienten Erfolge. Ihr Prof. Dr. med. Dr. h. c. Heinrich Iro Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Erlangen Grußwort Prof. Dr. med. Dr. h. c. Heinrich Iro Ärztlicher Direktor des Uniklinikums, Direktor der HNO-Klinik, Sprecher des Kopf-Hals-Tumorzentrums Foto: Sandra Stumpf

Uniklinikum Erlangen I 13 Grußwort Prof. Dr. med. Markus F. Neurath Dekan Medizinische Fakultät der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Sehr geehrte Damen und Herren, der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, vor allem im ländlichen Raum, ist zweifellos eine der drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen. Bereits im Jahr 2009 setzte sich daher unsere Medizinische Fakultät für eine Stärkung der Allgemeinmedizin ein und signalisierte gegenüber der Politik deutlich ihre Bereitschaft, durch eine gezielte Aufwertung des Fachs bei Studierenden das Interesse für eine allgemeinmedizinische ärztliche Tätigkeit mit Niederlassung in einer Praxis zu befördern. Infolgedessen wurde die Einrichtung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin im Jahr 2013 an der FAU in Erlangen – des ersten ordentlichen Lehrstuhls in Bayern – als klares Bekenntnis zur Stärkung des Fachs als Fundament unseres Gesundheitssystems außerordentlich begrüßt. Für die medizinische Versorgung im Freistaat hatte diese Entscheidung wegweisenden Charakter. Als Inhaber des Lehrstuhls und, in Personalunion, als ärztlicher Leiter des Bereichs Allgemeinmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum Eckental des Uniklinikums Erlangen (UKER) widmet sich seither Herr Professor Dr. med. Thomas Kühlein, der in seinem Wirken wie kaum ein anderer in seinem Fach Forschung, Lehre und Praxis in einer Person vereint, höchst erfolgreich der Versorgungsforschung, mit dem Schwerpunkt auf Über- und Unterversorgung im ambulanten Gesundheitswesen. Neben dem Ziel, angehende Hausärztinnen und Hausärzte mit hervorragender wissenschaftlicher Expertise und soliden praktischen Fertigkeiten als erste und letzte Ansprechpartner in ein stark primärmedizinisches System zu entsenden, vernetzt Herr Prof. Kühlein nachhaltig zentrale Akteure des Gesundheitswesens: Beispielhaft hervorgehoben sei das vom Bundesministerium fur Bildung und Forschung geförderte Forschungsnetzwerk PRO PRICARE, in dem sein Lehrstuhl mit anderen Lehrstühlen und Instituten der FAU, dem UKER, Praxisnetzen der Region Nordbayern, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und der GWQ ServicePlus AG (Vertretung der Betriebskrankenkassen) ein breit aufgestelltes und auf ein dauerhaftes Bestehen angelegtes Kooperationsnetz etabliert hat, das einen effektiven Beitrag zu einer bedarfsgerechten Versorgung leistet. Das Wirken von Herrn Prof. Kühlein nimmt somit nicht nur deutlich sichtbaren Einfluss auf die wissenschaftliche Entwicklung seines Fachgebiets – es beeinflusst in Forschung, Lehre und Praxis auch ganz konkret eine flächendeckende hausarztzentrierte Versorgung als überragend wichtiges Gemeinschaftsgut. Im Zuge des Ausbaus der universitären Ärzteausbildung am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth leistet Herr Kollege Kühlein, der dort mit seinem Lehrstuhl die Lehre in der Allgemeinmedizin anbietet, einen wesentlichen Beitrag zur mittelbaren Abwendung des drohenden Landärztemangels im Regierungsbezirk Oberfranken. In diesem Kontext ist es ebenfalls bereits gelungen, mehrere Dutzend Praxen für ein kooperatives Miteinander in einem Landärztenetzwerk zu gewinnen. Abgerundet wird das Lehrangebot des Allgemeinmedizinischen Instituts durch das interprofessionelle Praxisprojekt „Ohne Sorge in die Niederlassung“, das in enger Kooperation mit der KVB in einem Planspiel die Praxisübernahme und Niederlassung eines Vertragsarztes simuliert. In diesem Sinne danke Herrn Kollegen Kühlein und seinem engagierten Team für seine hervorragenden Leistungen und wünsche dem Lehrstuhl zusammen mit dem Medizinischen Versorgungszentrum Eckental eine weiterhin so erfolgreiche Entwicklung. Der Dekan Prof. Dr. med. Markus F. Neurath

14 I Uniklinikum Erlangen Liebe Leserinnen und Leser zum zehnjährigen Bestehen des Allgemeinmedizinischen Instituts Erlangen an der FAU gratuliere ich dem Institutsleiter Prof. Dr. Thomas Kühlein mit seinem gesamten Team im Namen der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und auch persönlich recht herzlich. Ihnen ist es geglückt, allgemeinmedizinische Forschung und Lehre am Standort Erlangen aufzubauen und wesentlich voranzubringen. Die Entwicklung Ihres Instituts und die wichtigsten Meilensteine in Forschung und Lehre beschreiben eine echte Erfolgsgeschichte für die Allgemeinmedizin in Bayern. Ihr Institut leistet hervorragende Arbeit zu aktuellen Themen aus Praxis, Lehre, Forschung und Weiterbildung. Ihre Fortbildungen richten sich an niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte, Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, Praxisteams sowie an Medizinstudierende. Sie bieten nicht nur regelmäßige weiterbildungsbegleitende Seminare unter dem Dach des Kompetenzzentrums an, sondern beteiligen sich auch an der curricularen Lehre im Studium der Medizin. Unser jahrelanger gemeinsamer Einsatz und unser Engagement zur Etablierung von allgemeinmedizinischen Lehrstühlen an den Medizinischen Fakultäten aller bayerischen Landesuniversitäten trägt Früchte. Die Allgemeinmedizin wird an den medizinischen Fakultäten nicht mehr als „Stiefkind der Medizin“ belächelt und auch ein „Newcomer“ ist sie mittlerweile nicht mehr. In den vergangenen Jahren hat sich das Image der Allgemeinmedizin bereits nachhaltig gewandelt und die Allgemeinmedizin hat sich an den Fakultäten als ein akademisches Fach etabliert. Dies gilt für Lehre und Forschung gleichermaßen. Dieser Erfolg ist Ihnen und Ihrem Team mitzuverdanken. Gerade auch Ihre publizistische Tätigkeit ist hier erwähnenswert, z.B. der Beitrag „Telemedizin, Herzinsuffizienz und der ewige Glaube an die Technik. Eine konstruktive hausärztliche Analyse und Kritik“ in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin Juni/2023. Zahlreiche weitere Beiträge aus Ihrer Feder in unserem Bayerischen Ärzteblatt informieren die Leserschaft zu allgemeinmedizinischen Themen. Erfolge sehen wir außerdem in den vielen Weiterbildungsverbünden Allgemeinmedizin (Stichwort: KoStA) und bei der Zahl der Anerkennungen in der BLÄK. Zudem konnten bayernweit Lehrpraxen gewonnen und auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet werden. Doch nicht nur die Lehre spielt eine Rolle bei der Etablierung der Allgemeinmedizin in der akademischen Welt der Universitäten. Optimierungsbedarf gab (und gibt) es teilweise bezüglich der Ausstattung der Lehrstühle und bei der Intensivierung von Forschungsaktivitäten. Praxisnahe Versorgungsforschung in der Primärversorgung, innovative Versorgungsformen und interprofessionelle Ansätze gilt es weiter zu stärken und zu fördern. In diesem Sinne gratuliere ich Ihnen nochmals zum 10-jährigen Bestehen und wünsche ich Ihnen alles Gute für die Zukunft. Ihr Dr. med. Gerald Quitterer Präsident der Bayerischen Landesärztekammer Grußwort Dr. med. Gerald Quitterer Präsident der Bayerischen Landesärztekammer

Uniklinikum Erlangen I 15 Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Namen des gesamten DEGAM-Präsidiums gratuliere ich herzlich zum zehnten Geburtstag des Allgemeinmedizinischen Instituts am Uniklinikum Erlangen. Hier in Erlangen wird auf hohem Niveau praktiziert, geforscht und gelehrt – mit dem Ziel, wissenschaftliche Evidenz für die Allgemeinmedizin zu generieren, in die Hausarztpraxen zu tragen und den hausärztlichen Nachwuchs umfassend und vernetzt auszubilden. Forschung ist die Grundlage einer guten und hochwertigen Patientenversorgung. So lebt die Hausarztmedizin vom Wissenstransfer der akademischen Allgemeinmedizin in die Praxis. Diesen Transfer in die praktische Versorgung unterstützt das Allgemeinmedizinische Institut in Erlangen seit nunmehr zehn Jahren insbesondere in den Bereichen Versorgungsforschung, klinische Qualitätssteuerung sowie in der primärärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung durch zahlreiche Forschungsprojekte und Kooperationen. Auch die Beteiligung Ihres Instituts am Aufbau eines Netzwerkes von Forschungspraxen für Hausärztinnen und Hausärzte in Bayern stärkt die Qualität der hausärztlichen Versorgung. Heute ist das alles (oft) selbstverständlich. Aber Jubiläen wie dieses zeigen immer wieder, dass es noch nicht allzu lange her ist, dass die Allgemeinmedizin an den Universitäten nicht oder nur marginal vertreten war. Heute gibt es an 34 von 38 medizinführenden Universitätsstandorten selbstständige Abteilungen oder Institute für Allgemeinmedizin. Eine beeindruckende Entwicklung für unser Fach – von der allgemeinen Medizin hin zur Allgemeinmedizin als breit etablierter akademischer Disziplin. So ist eine bundesweite starke Struktur entstanden, um die Allgemeinmedizin durch hochwertige Forschung und Lehre weiterzuentwickeln. Ihr Institut leistet dazu einen wichtigen Beitrag, nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland. Für die kommenden Jahre wünsche ich Ihnen im Namen der DEGAM alles Gute. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit. Ihr Prof. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Grußwort Prof. Dr. med. Martin Scherer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

16 I Uniklinikum Erlangen Liebe Kolleginnen und Kollegen, zehn Jahre Allgemeinmedizinisches Institut am Uniklinikum Erlangen – ein guter Grund zu feiern! Der Anfang war puristisch. Wir starteten im alten Trakt der Medizinischen Klinik, in verlassenen Büroräumlichkeiten, mit einem Schreibtisch, einem Computer und viel Motivation. Es folgte ein Jahrzehnt voller Lehre, Forschung und Engagement für die primärärztliche Versorgung heute und in Zukunft. Zunächst galt es die Vorlesungsreihe Allgemeinmedizin für die Studierenden umzusetzen. Mit der Unterstützung von Dr. Jürgen Binder und Dr. Ernst Engelmayr, wurden schnell die Herzen der Studierenden gewonnen. Themen wie Niedrigprävalenzbereich, abwendbar gefährlicher Verlauf oder abwartendes Offenhalten waren für die Studierenden neu und wurden schnell mit Leben gefüllt. Darauf aufbauend nahmen die Angebote und Lehrinhalte stetig zu. Nach zehn Jahren können sich die Studierenden in Erlangen glücklich schätzen, dass sie ein umfassendes Bild der Allgemeinmedizin über das Studium vermittelt bekommen. Darüber hinaus werden mit dem Programm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) Studierende mit dem Wunsch einer hausärztlichen Verwirklichung auf dem Land an die Hand genommen und dahin begleitet. Dieses große Engagement wurde erst kürzlich zu Recht mit vielen Lehrpreisen für die besten Lehrveranstaltungen und Lehrenden geehrt. Ebenfalls von Beginn an war die Entwicklung eng mit dem Standbein in der Patientenversorgung im MVZ Eckental verbunden. Auch wenn es nicht immer einfach war, wurde neben einer hochwertigen hausärztlichen Versorgung von Patientinnen und Patienten stetig an der Vision einer Modell- und Lehrpraxis für die Versorgung der Zukunft gearbeitet. In den letzten zehn Jahren sind über Hundert Studierende und Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung ausgebildet worden – eine stolze Zahl. Das MVZ Eckental ist ein lebendiges und bisher in Deutschland seltenes Beispiel für die praktische Umsetzung akademischer Allgemeinmedizin. Dort gehen hausärztliche Versorgung, Ausbildung und Forschung Hand in Hand. Das Allgemeinmedizinische Institut Erlangen ist in den letzten zehn Jahren in der Versorgungsforschung international sichtbar geworden. Mit dem Ziel, die Qualität der Gesundheitsversorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern, wurden viele erfolgreiche Projekte realisiert. Allen gemeinsam ist der zukunftsträchtige Ansatz, Überversorgung im Gesundheitswesen aufzudecken und Lösungen zur Vermeidung zu erproben. Prof. Kühlein hat die Allgemeinmedizin in Erlangen etabliert und die Fahne der Primärversorgung an jeder Stelle hochgehalten. So sorgt er seit zehn Jahren für die nötige Balance zwischen medizinischer Grundversorgung und universitärer Spitzenmedizin, evidenzbasierter Medizin und medizinischtechnischem Fortschritt. Ich bin dankbar dafür, ein Teil der letzten zehn Jahre gewesen zu sein. Ich wünsche dir und deinem Institut alles Gute für die nächste Jahrzehnt. Ihr Prof. Dr. med. Marco Roos Direktor Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Augsburg Grußwort Prof. Dr. med. Marco Roos Direktor des Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Augsburg

Uniklinikum Erlangen I 17 Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Einzug der Allgemeinmedizin als eigenständige Disziplin in die medizinischen Fakultäten liegt bereits mehrere Dekaden zurück. Inzwischen gibt es von den 36 staatlichen Universitäten mit medizinischen Fakultäten deutschlandweit an 32 einen ordentlichen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin mit der Möglichkeit, unser Fach innerhalb des breiten Fächerkanons der medizinischen Fakultäten zu vertreten und weiterzuentwickeln. Unabhängig davon, ob ein Institut auf eine, zwei oder sogar drei Dekaden Existenz zurückblickt, scheinen die Erfahrungen der Gründung einer Professur insofern übereinzustimmen, als dass kaum jemand aus den anderen Disziplinen einer medizinischen Fakultät eine Idee davon hat, was in unserem Fach gelehrt und geforscht wird. Die Kenntnisse und Vorstellungen der Kolleginnen und Kollegen in der Fakultät reichen vom „Bergdoktor“ in der Versorgung bis hin zu „alles, was wir eh schon machen und können, nur oberflächlicher“ in der Lehre, und die wenigsten wissen, welche Themen die akademischen Vertreter und Vertreterinnen des Fachs bewegen. Das war an der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen sicher auch nicht anders. In zehn Jahren ist ein Institut entstanden, das ein starkes Forschungsprofil zeigt, eine innovative, 2022 sogar durch den Lehrpreis der Fakultät ausgezeichnete Lehre macht und sich vorbildlich um die klinische und akademische Weiterbildung des allgemeinärztlichen Nachwuchses kümmert. Das Thema Über- und Unterversorgung, fand im Drittmittelprojekt Preventing Overdiagnosis in Primary Care (PRO PRICARE) einen seiner Höhepunkte. Das Bayerische Forschungsnetz in der Allgemeinmedizin (BayFoNet) stellt die notwendige Infrastruktur dar, um das Thema konsequent weiterzuverfolgen. Zahlreiche Projekte in bayernweiten, nationalen und internationalen Kooperationen zeugen davon, dass das Institut sich längst weit über die Grenzen der eigenen Fakultät hinaus etabliert hat. Die Zahl 10 verbindet sich mit der Geschichte des Instituts zweifach: Nach zehn Jahren als niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin beschloss Thomas Kühlein, sich auf einen Lehrstuhl zu bewerben und das Institut an dem hiesigen Standort zu gründen. Er leitet das Institut seit zehn Jahren und sorgt für eine Kontinuität in allen Arbeitsbereichen, die eine hausärztliche Patientenversorgung im Medizinischen Versorgungszentrum in Eckental miteinschließt. Das Jubiläumsfest des Instituts ist ein wunderbarer Zeitpunkt, um auf all das Erreichte mit Freude, Stolz und Anerkennung zu blicken. Ich gratuliere und wünsche dem Team alles Gute! Ihre Prof. Dr. med. Ildikó Gágyor Direktorin des Institut für Allgemeinmedizin Würzburg Grußwort Prof. Dr. med. Ildikó Gágyor Direktorin des Institut für Allgemeinmedizin Würzburg

18 I Uniklinikum Erlangen Grußwort Dr. Markus Beier Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes Liebe Kolleginnen und Kollegen, als vor inzwischen zehn Jahren das Institut für Allgemeinmedizin in Erlangen entstand, fristete die Allgemeinmedizin an vielen Universitäten noch ein Schattendasein. Selbst die Gründung in Erlangen, an der unter anderem auch der Bayerische Hausärzteverband mitwirken durfte, verlief nicht ohne Gegenwind. Dank viel Engagement, Beharr-lichkeit und dem guten Willen aller Beteiligten ist dieser Schritt aber seinerzeit gelungen. Ein Blick in die Gegenwart beweist, dass sich der Aufwand gelohnt hat! Ohne eine starke Verankerung der Allgemeinmedizin an den Universitäten werden wir zukünftig nicht genug Hausärztinnen und Hausärzte für den Hausarztberuf gewinnen. Allgemeinmedizinische Institute leisten daher einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherstellung der Versorgung. Gerade Erlangen nimmt dabei eine besondere Pionierstellung ein, denn hier entstand der erste allgemeinmedizinische Lehrstuhl in Bayern, der von der Universität selbst finanziert wurde. Das war seinerzeit auch ein klares Signal, dass die Bedeutung der Allgemeinmedizin gesehen wurde. Das Institut für Allgemeinmedizin in Erlangen hat sich im vergangenen Jahrzehnt durch hervorragende wissenschaftliche Arbeit hervorgetan und pflegte dabei stets den sehr engen und kontinuierlichen Austausch in Bezug auf die Versorgungsrealität mit den Hausarztpraxen. Das zeigt sich auch in dem Forschungsschwerpunkt Überversorgung – ein Thema, mit dem jede Hausärztin und jeder Hausarzt fortlaufend konfrontiert ist, das aber im wissenschaftlichen Diskurs lange Zeit viel zu wenig Beachtung fand. Die Allgemeinmedizin und wir Hausärztinnen und Hausärzte brauchen diesen Schulterschluss von Praxis und Wissenschaft, um unser Fach zu stärken und weiterzuentwickeln. Wir alle, die wir als Hausärztinnen und Hausärzte arbeiten und denen unser Fach am Herzen liegt, können daher froh um dieses Institut sein. Im Namen des gesamten Deutschen Hausärzteverbands gratuliere ich Herrn Prof. Dr. Thomas Kühlein und dem gesamten Team zum zehnjährigen Jubiläum und bedanke mich für ihre Arbeit und das große Engagement. Ich wünsche ihnen und euch auch weiterhin viel Freude und Erfolg für die nächsten zehn Jahre und freue mich auch in Zukunft auf den immer bereichernden Austausch. Ihr Dr. Markus Beier Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands

Uniklinikum Erlangen I 19 Sehr geehrte Damen und Herren, mit großer Freude feiern wir das zehnjährige Jubiläum des Allgemeinmedizinischen Instituts des Uniklinikums Erlangen, das in Bayern eine Vorreiterstellung einnimmt. Seit seiner Gründung hat das Institut maßgeblich zur Stärkung der Wahrnehmung der Allgemeinmedizin als eigenständiges Fachgebiet beigetragen und spielt eine bedeutende Rolle in Forschung und Lehre sowie in der Ausbildung von Studierenden und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten. Die Wichtigkeit einer qualifizierten Ausbildung von Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern kann nicht genug betont werden. Das Institut und sein Leiter, Prof. Dr. med. Thomas Kühlein, haben sich diesem Ziel mit großem Einsatz verschrieben und setzen dabei auf eine herausragende Qualität in der wissenschaftlichen Ausbildung. Die aktuellen und ehemaligen Dozierenden und Mitarbeitenden des Instituts haben durch ihre Expertise und ihre engagierte Lehre bereits heute eine Generation von Ärztinnen und Ärzten geformt, die sich mit hoher Kompetenz den praktischen Herausforderungen der Allgemeinmedizin stellen. Besonders lobend zu erwähnen ist die enge Verzahnung von Uniklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinischem Institut und dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Eckental als Ausbildungspraxis. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit ermöglicht den angehenden Ärztinnen und Ärzten nicht nur einen umfassenden Einblick in die Praxis der Allgemeinmedizin, sondern fördert auch den Erfahrungsaustausch zwischen Theorie und Praxis auf höchstem Niveau. Diese Integration von Forschung, Lehre und Praxis ist ein vorbildliches Modell, das wegweisend für die Ausbildung von Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern ist. Das Allgemeinmedizinische Institut hat somit nicht nur zur Steigerung der Attraktivität des Fachgebiets Allgemeinmedizin seinen Beitrag geleistet, sondern auch ganz konkret zur Sicherstellung einer hochwertigen Patientenversorgung in Eckental. Die Ärztinnen und Ärzte, die an unserem Institut ausgebildet werden, tragen mit ihrem fundierten Wissen und ihrer emphatischen Betreuung maßgeblich dazu bei, die Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten zu fördern und zu erhalten. Wir möchten allen Beteiligten herzlich zum zehnjährigen Bestehen des Allgemeinmedizinischen Instituts gratulieren. Ihrem Engagement und Ihrer Leidenschaft ist zu verdanken, dass das Institut zu einer Einrichtung von überregionaler Bedeutung geworden ist. Wir sind stolz darauf, dass das Allgemeinmedizinische Institut in Bayern eine Vorreiterstellung einnimmt und die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin auf höchstem Niveau vorantreibt. Auf die nächsten zehn Jahre voller Fortschritt, Innovation und erfolgreicher Zusammenarbeit! Mit herzlichen Grüßen Ihr Florian Priebe Geschäftsführer des MVZ Eckental Grußwort Florian Priebe Geschäftsführer des MVZ Eckental Bild: Barbara Daubner

Bild: Barbara Daubner

FORSCHUNGSPROJEKTE 2

22 I Uniklinikum Erlangen Bayerisches Forschungsnetz in der Allgemeinmedizin BayFoNet Initiative deutscher Forschungspraxennetze DESAM-ForNet Die Versorgung von Patientinnen und Patienten findet zu wesentlichen Teilen in der Hausarztpraxis statt. Doch für viele hausärztlich relevante Fragestellungen fehlen fundierte wissenschaftliche Antworten. Forschungsergebnisse aus der Universitätsklinik sind nur teilweise übertragbar. Gebraucht wird eine Forschung, die Hausärztinnen und Hausärzten und Patientinnen und Patienten bei der Beantwortung der konkreten Fragen in der Praxis weiterhilft. Forschende benötigen dazu eine Infrastruktur, die Forschung in der Hausarztpraxis ermöglicht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Aufbau einer nachhaltigen Struktur von hausärztlichen Forschungspraxen. Hierfür arbeiten in unterschiedlichen Regionen Deutschlands sechs Forschungspraxennetze an 23 universitären Instituten für Allgemeinmedizin eng mit Hausärztinnen und Hausärzten und ihren Praxisteams zusammen. BayFoNet: Bayerisches Forschungsnetz in der Allgemeinmedizin BayFoNet ist eines der sechs nationalen Forschungspraxennetzwerke, das durch die fünf bayerischen Institute für Allgemeinmedizin aufgebaut wird. Auf Landesebene sollen 240 allgemeinmedizinische Praxen als Forschungspartner gewonnen werden. Hausärztinnen und Hausärzte sowie Praxisteams können an praxisnahen Fortbildungen und regionalen Ideenwerkstätten teilnehmen. Zwei Anwendungsfälle sind zunächst für das BayFoNet geplant, darunter eine klinische Pilotstudie zur Diagnostik des akuten Harnweginfekts. Bürgerinnen und Bürger sowie Hausärztinnen und Hausärzte werden in diversen Beteiligungsformaten in die Entwicklung und Umsetzung von Studien eingebunden. Bayerischer Hausärztetag 2022, Stefanie Stark, Laura Rink, Prof. Dr. Thomas Kühlein Quelle: Koordinierungsstelle DESAM-ForNet

Uniklinikum Erlangen I 23 Allgemeinmedizinische Forschung nimmt neben der Untersuchung und Verbesserung von Behandlungsabläufen auch den Versorgungsalltag von Patientinnen und Patienten in den Fokus. Unser Institut fördert im Rahmen des BayFoNet den Ansatz der stärkeren Verschränkung von Forschung mit Bürgerinnen und Bürgern. Im Bürgerbeirat werden Forschungsideen und aktuelle Projekte inhaltlich wie auch praktisch gemeinsam diskutiert und bearbeitet. Dies erfolgt im Rahmen von mehreren Treffen im Jahr, an denen Interessierte ab 18 Jahren teilnehmen können. Die erste Sitzung fand im April 2022 statt und wir freuen uns sehr, dass sich nun eine feste Gruppe von zehn Personen gefunden hat, die uns ehrenamtlich bei unserer Arbeit unterstützt. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle Teilnehmenden! Bürgerbeirat Allgemeinmedizin Hausärztlicher Beirat Bislang fand die Zusammenarbeit mit hausärztlichen Praxen vorrangig projektbezogen bzw. im Rahmen von Blockpraktika und Lehrarztschulungen statt. Mit dem Ziel, einen kontinuierlichen und regelmäßigen Austausch zu ermöglichen, wurde 2023 der hausärztliche Beirat ins Leben gerufen. Eingeladen wurden interessierte Hausärztinnen und Erlangen 2023, Bürgerbeirat mit Mitarbeiterinnen des Instituts Merle Klanke, Stefanie Stark und Laura Rink sowie Prof. Dr. Thomas Kühlein Frühjahrssymposium 2023 – Gründung des hausärztlichen Beirat Allgemeinmedizin Hausärzte sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung aus der Region. Das Auftakttreffen fand im Rahmen des Frühjahrssymposiums statt. Wir freuen uns, die allgemeinmedizinische Lehre und Forschung zukünftig gemeinsam mit den zehn Beiratsmitgliedern weiterzuentwickeln.

24 I Uniklinikum Erlangen Intensiviertes Tertial Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) In diesem Projekt wurde untersucht, ob intensivierte Strukturen im PJ-Tertial Allgemeinmedizin zur Motivation für eine Entscheidung zur Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin beitragen. Weiteres Ziel war die Exploration individueller Barrieren für eine Niederlassung in ländlichen Regionen. Von den teilnehmenden PJ-Studierenden gaben etwa 85 % an, eine Weiterbildung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Allgemeinmedizin anzustreben. Alle waren sich einig, dass die praktische Ausbildung im Fach Allgemeinmedizin während des Studiums zu gering ausfällt, und sahen im Absolvieren eines PJ Allgemeinmedizin eine wichtige klinische Erfahrung für die Weiterbildung. Das Kennenlernen einer ärztlichen Tätigkeit auf dem Land verringerte strukturelle Barrieren wie das Gefühl einer vermeitlich hohen Arbeitsbelastung, einer 24 Stunden Erreichbarkeit, der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie das „schlechte“ Image von Hausärztinnen und -ärzten. Einige Barrieren wie die berufliche Perspektive des Lebenspartners bzw. der Lebenspartnerin sowie das Gefühl einer weniger zufriedenstellenden Lebensqualität persistierten. Die verzerrte Wahrnehmung des Images der Allgemeinmedizin sowie der ärztlichen Tätigkeit auf dem Land können durch positive Erfahrungen korrigiert werden. Publikation dazu: Ludwig K, Machnitzke C, Kuehlein T, et al. Barriers to practicing General Practice in rural areas – Results of a qualitative pre-post-survey about medical students during their final clinical year. GMS Journal for Medical Education 2018;35 doi: 10.3205/zma001196 Projektleitung: Prof. Dr. Marco Roos Förderer: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege Laufzeit: 2015 – 2016 Projektauftakt mit der Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml in der Gemeinschaftspraxis Dres. Reinhardt in Effeltrich Projektauftakt Effeltrich 2015 Dr. Dieter Geis (Vorsitzender des Bayerischen Hausärztverbands) gemeinsam mit Melanie Huml (Staatsministerin für Gesundheit und Pflege) und Prof. Dr. med. Thomas Kühlein

Uniklinikum Erlangen I 25 Modellpraxis MVZ Eckental Das MVZ Eckental bietet die Möglichkeit, neue Versorgungskonzepte in der Praxis anzuwenden. Im Projekt wurden Konzepte entwickelt, um die Arbeitsbedingungen für zukünftige Hausärztinnen und -ärzte zu verbessern. Informations- und Schnittstellenmanagement: Gerade innerhalb eines Behandlungsteams ist eine lückenlose Dokumentation zur Sicherstellung der Informationskontinuität zwischen den Behandlern unabdingbar. Anhand von Anpassungen in der Praxisverwaltungssoftware wurde versucht, ein verbessertes Informationsmanagement sicherzustellen. Klinische Qualitätssteuerung: Bedeutet, wo dies sinnvoll ist, die Prinzipien des Qualitätsmanagements auf die klinische Versorgung zu übertragen. Dies funktioniert über eine optimierte Dokumentationsweise. Das vorrangige Ziel ist die Reduktion des Vergessens wichtiger klinischer Entscheidungen. Ein wesentliches Element sind Checklisten, die als Erinnerung, Dokumentation und Datenerfassungsinstrument dienen. Primärmedizinische Kooperationsformen: Gerade bei geriatrischen Patienten spielt die Kooperation von Haus- und Fachärztinnen und -ärzten sowie die mit nichtärztlichen Berufsgruppen eine wichtige Rolle. Bislang arbeiten diese häufig „nebeneinander her“, manchmal sogar in Konkurrenz zueinander. Die primärmedizinische Patientenversorgung wird zersplittert. Im Rahmen des Projekts wurden interprofessionelle Fallbesprechungen durchgeführt, die zu einer Steigerung der Versorgungsqualität führen sollen. Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Kühlein, Prof. Dr. Marco Roos Förderer: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege Laufzeit: 2016 – 2019 Symposium „Innovative Versorgungskonzepte – die Modellpraxis MVZ Eckental“ im März 2019 im Rathaus Eckental Vorstellung der Projektergebnisse durch die Institutsmitarbeitenden Dr. Luca Frank und Anina Höfle Workshop im MVZ Eckental Publikationen dazu: Saggau K, Höfle A, Schedlbauer A, Hueber S, Roos M, Kühlein T, Heinmüller S. Checklisten in der Hausarztpraxis – eine Entwicklungsstudie mit Vorher/Nachher-Vergleich. Z Allg Med 2021; 97 (1):18-23 Kühlein T, Hilbert B, Häring K, Günther J, Roos M. Was zeichnet eine gute Hausärztin aus? Z Kompl Med 2016; 1: 42–46

26 I Uniklinikum Erlangen PRO PRICARE – Regionales Netzwerk PReventing Overdiagnosis in PRImary CARE Im Jahr 1961 wurde im New England Journal of Medicine eine Studie mit dem Titel „The ecology of medical care“ veröffentlicht. Im Jahr 2001 wurde sie mit nahezu demselben Ergebnis wiederholt. In beiden Studien wurden Menschen gefragt: „Haben Sie gerade irgendwelche Beschwerden?“ Von 1.000 Befragten antworteten 800 mit „ja“. Die nächste Frage lautete: „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, deshalb den Arzt aufzusuchen?“ Jetzt antworteten nur noch 327 mit „ja“. Dann hat man aus anhand anderer Datenquellen versucht nachzuvollziehen, was weiter geschah. Nur 217 Patientinnen und Patienten gingen zur Ärztin bzw. zum Arzt, oft zunächst zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt, nur acht wurden hospitalisiert und eine kam in ein akademisches Lehrkrankenhaus. An dieser einen Person werden die Studierenden ausgebildet, dort werden die Lehrbücher geschrieben und von dort gehen alle Fortbildungen und Forschung aus. In den letzten Jahrzehnten ließ sich beobachten, wie sich der spezialistische Bereich immer weiter in den hausärztlichen Bereich verbreitete (Überversorgung) und die Medizin sich insgesamt immer weiter in Bereiche drängte, die bis vor Kurzem gar nicht ihre Aufgabe waren (Medikalisierung). Das PRO PRICARE Logo Mit PRO PRICARE wollten wir dazu beitragen, die Ursachen und Treiber von Überversorgung und Medikalisierung zu erforschen und Methoden zu entwickeln, diesen Trend dort umzukehren, wo er den Menschen nicht nur nicht nutzt, sondern unter Umständen sogar schadet. Der grüne Bereich des Logos markiert das hausärztliche Arbeitsgebiet. Der Pfeil steht für den Rückzug der Medizin aus Bereichen, in denen sie sogar schaden kann, und die Korrektur einer Überversorgung im hausärztlichen Arbeitsgebiet. Ohne Frage geht es uns aber nicht nur um einen Rückbau unnützer oder schädlicher Strukturen, sondern gleichzeitig immer auch um eine bessere Verzahnung von hausärztlicher und fachspezialistischer Versorgung. Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Kühlein, Dr. Susann Hueber Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Laufzeit: 2017 – 2020 Den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen erfordert einen effizienten Umgang mit den Ressourcen unseres Gesundheitswesens. Versorgungselemente, die keinen oder nur einen geringen Nutzen für Patientinnen und Patienten haben, werden als Überversorgung bezeichnet. Überversorgung gilt es zu reduzieren, am besten zu verhindern. Den Hausärztinnen und Hausärzten als Generalistinnen und Generalisten und ersten Ansprechpersonen bei Gesundheitsfragen kommt dabei eine zentrale Rolle zu. PRO PRICARE war ein regionales Kooperationsnetzwerk und wurde getragen vom Allgemeinmedizinischen Institut. Schwerpunkt des Vorhabens war die Identifikation und Verhinderung von Überversorgung im ambulanten Sektor. Projektpartner: • Center for Clinical Studies • Institut für Biomedizin des Alterns • Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung • Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie • Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement mit Professur für Gesundheitsökonomie • Interdisziplinäres Zentrum für Public Health • Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie (IMBE)

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