Die Verordnung von Arzneimitteln: Prüfung und Steuerung von Wirtschaftlichkeit und Qualität („WirtMed“-Studie)

Für Arznei- und Verbandmittel hat die gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2016 rund 40 Milliarden Euro ausgegeben. Damit das solidarische System nicht ungerechtfertigt belastet wird, verlangt der Gesetzgeber Prüfungen der Wirtschaftlichkeit ärztlicher Verordnungen. Die bisher eingesetzten Verfahren sind jedoch bundesweit in die Kritik geraten, u.a. weil Praxen mit breitem Versorgungspektrum benachteiligt werden, sowie insbesondere teure Medikamente aufgrund von Angst vor Regressen nicht verordnet werden oder für deren Verordnung an Fachärzte überwiesen wird. Dadurch kann die Patientensicherheit gefährdet werden. Eine transparente und effektive Steuerung ist folglich ein unerlässliches Ziel, um sowohl die Über- wie Unterversorgung zu verhindern und zugleich die Therapiefreiheit der Vertragsärzte aufrechtzuerhalten.

Im Projekt WirtMed werden deshalb neue Verfahren entwickelt und erprobt, mit denen die Kassenärztlichen Vereinigungen und die gesetzlichen Krankenkassen zukünftig die Wirtschaftlichkeit und Qualität von Arzneimittelverordnungen prüfen und sinnvoll steuern können. In fünf Teilprojekten werden verschiedene Aspekte der Verordnung und ihrer Steuerung untersucht, überwiegend an Routinedaten von Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen, sowie Strategien zur Verbesserung der Steuerungsinstrumente entwickelt. Als Konsortialpartner werden zwei Teilprojekte unter anderem am Allgemeinmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen durchgeführt.

Fragestellung und Methode

Die WirtMed-Studie beschäftigt sich mit der Wahrnehmung des Programms der KV Bayerns und den entsprechenden Mikroeffekten. Mittels Fokusgruppen und teilstrukturierten Einzelinterviews sollen deren Erfahrungen erfasst werden. Im Rahmen des Forschungsprojektes setzen wir uns zudem mit den individuellen Erfahrungen, Problemen oder möglichen Alternativen zu derzeitigen Steuerungs- und Prüfungsmodellen auseinander.

Ziel ist es, Wege zu einer gerechteren Arzneimittelprüfung als in der Vergangenheit zu erschließen. Es sollen Benachteiligungen, von z.B. Praxen mit breitem Versorgungsspektrum, durch eine sinnvolle Steuerung vermieden werden. Zugleich kann eine Verbesserung der Versorgungsqualität angestrebt werden. Was bedeutet das für die Patientinnen und Patienten? Diese bekommen folglich die nötige und ausreichende Therapie, welche ihnen zusteht und von der Ärztin bzw. dem Arzt nach bestem Wissen und Gewissen verordnet werden kann.

Das Allgemeinmedizinische Institut des Universitätsklinikums Erlangen kooperiert im WirtMed-Projekt in zwei Teilprojekten mit dem Konsortialführer, der Abteilung für Allgemeinmedizin der Philipps-Universität Marburg (Projektleiter Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff). Für eines dieser Teilprojekte ist zusätzlich die KV Bayerns Kooperationspartner.

Die WirtMed-Studie wird mit 1,5 Mio Euro vom Innovationsfond des gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.

Die Laufzeit des Projekts beträgt 3 Jahre, beginnend vom 01.04.2018.