Preventing Overdiagnosis in Primary Care (PRO PRICARE)

PRO PRICARE ist das Akronym für Preventing Overdiagnosis in Primary Care. Von 2017 bis 2020 haben wir uns in diesem Projekt mit der Entwicklung und praktischen Umsetzung von Maßnahmen zur Verhinderung von Überversorgung beschäftigt.

Das Netzwerk PRO PRICARE und drei dazugehörige Forschungsprojekte ACEICE und ICF wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 2.1 Millionen Euro gefördert. Am 29. Januar 2020 fand in Erlangen ein PRO PRICARE Treffen zum Abschluss der BMBF-Förderung statt.

ICF - Entwicklung eines Core Sets der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) für geriatrische Patientinnen und Patienten in der Primärversorgung

ICE - Untersuchung des Einflusses der Arzt-Patienten-Kommunikation auf die hausärztliche Versorgung sowie Entwicklung von Unterstützungsinstrumenten für eine verbesserte Kommunikation im Praxisalltag

ACE (Adverse Cascade Effects) – Unerwünschte Kaskadeneffekte. Auslöser und Verlauf klinischer Behandlungspfade bei Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenanomalien

Zunächst wurden Patientinnen und Patienten, die von Überversorgung bedroht sind, sowie medizinische Interventionen die keinen oder nur geringen Nutzen haben, identifiziert und Wege entwickelt, die Überversorgung zu reduzieren. Die Verhinderung von Fehl- und Überversorgung ist eine zentrale Aufgabe der Hausärztin bzw. des Hausarztes, die/der als Generalist/in und erster Ansprechpartner im Gesundheitssystem häufig den Eintrittspunkt für Patientinnen und Patienten ins Gesundheitssystem darstellt und der die Betreuung über die Zeit gewährleistet.

Was ist Überversorgung?

Überversorgung wird definiert als "Behandlung ohne klare medizinische Grundlage oder wenn die Risiken einer Therapie deren Vorteile übertreffen". Die Verwischung der Grenzen zwischen Risikofaktoren, Frühformen einer Krankheit und eigentlicher Erkrankung sowie die Fortschritte in der Medizintechnik, ärztlicher Unternehmergeist und ein zunehmender Gesundheitswahn bergen das Risiko einer "Krankheitsinflation". Zu Überversorgung zählen nicht notwendige diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Für Patientinnen und Patienten birgt das unnötige Risiken.

Ein Beispiel

Ein Beispiel ist der häufige Einsatz von bildgebenden Verfahren bei Rückenschmerzen, obwohl zahlreiche Studien gezeigt haben, dass diese Untersuchungen wenig hilfreich sind. Bei fast allen Personen mittleren Alters zeigen sich Veränderungen vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, bei denen es sich jedoch um normale Verschleißerscheinungen handelt, die für das Leiden unter Umständen keine wesentliche Rolle spielen. Da vielfach CT oder Röntgen für die Diagnostik eingesetzt werden, wird die Patientin bzw. der Patient einer unnötigen Strahlenbelastung ausgesetzt. Bildgebende Verfahren sollten daher nur eingesetzt werden, wenn wichtige Indikationen vorliegen.